Fahren mit dem Rennrad ist eine faszinierende Sportart: Sie fördert die körperliche Fitness, bietet die Möglichkeit, die Natur zu geniessen und – schneller als beim Joggen – neue Orte zu entdecken. Auch wenn ich während des Winters bei milden Temperaturen immer wieder im Sattel sitze, ruft mich das gegenwärtige Frühlingswetter geradezu auf, das Training wieder zu intensivieren. Ich gehe nicht nur als Sportler, sondern auch als Beobachter auf die Strasse und möchte hier einige wichtige Grundsätze in Erinnerung rufen. Eine richtige Ausrüstung ist die Grundlage für ein angenehmes Fahrerlebnis. Das Velo muss optimal zur Körpergrösse eingestellt sein. Leider sehe ich unterwegs immer wieder Kollegen ohne Helm. Ich spiele garantiert nicht den Polizisten, aber aus ärztlicher Sicht steht die eigene Sicherheit zuvorderst. Ein gut sitzender Helm schützt den Kopf bei Stürzen, genauso wie gute Bekleidung (inklusive Handschuhe) vor schmerzhaften Schürfungen schützt. Zur Sicherheit bei Fahrten in der Dämmerung sind Licht und reflektierende Elemente unverzichtbar. Rennradfahren erfordert eine gewisse Grundkondition, besonders bei längeren Touren oder anspruchsvollen Strecken mit Steigungen. Ich beginne die Saison immer mit kürzeren Fahrten (Distanz 40–50 km und eher flachere Strecken) und steigere langsam Intensität und Distanz. Meinen Rhythmus passe ich meiner gegenwärtigen Leistungsmöglichkeit und nicht den überholenden jüngeren Velofahrern an. Meine bevorzugte Tour ist die Fahrt rund um die Rigi. Vor, während und nach der Fahrt spielt die richtige Ernährung eine entscheidende Rolle: Ich achte auf eine ausreichende Wasserzufuhr, und bei längeren Fahrten stecke ich energiereiche Snacks – Müesliriegel oder eine Banane – in meine Rückentasche. Verletzungen beim Velofahren treten häufig durch Stürze oder Überlastungen auf. Das musste ich letztes Jahr auch einmal erfahren, als ich seitlich über einen schlecht sichtbaren Trottoirrand stürzte: der schmale Vorderpneu hat mir meine Fehleinschätzung nicht verziehen. Die Abschürfungen deckte ich mit einem gelartigen Verband ab, der die Schmerzen sofort linderte. Als sich der Verband von selbst löste, war die Wunde bereits mit einem dünnen Häutchen bedeckt und das Brennen verschwunden.

Professor Dr. Thierry Carrel.
Die Schlüsselbeinfraktur ist wohl die typischste Velofahrerverletzung nebst Kopfverletzungen und Gehirnerschütterung. Aber aufgepasst: Auch Überlastungsschäden wie Sehnen entzündungen im Bereich der Kniescheibe oder der Achillessehne und Rückenschmerzen durch falsche Sitzposition oder Über bean spruchung können bei zu forschem Training auftreten. Die meisten Pro bleme entstehen durch Eigenfehler und sind vermeidbar. Ich wünsche allen «Gümmelern» sichere und erfolgreiche Erlebnisse im Sattel und viel Spass beim Fahren!
Quelle: Schweizer Illustrierte, Rubrik „Weekly Medizin-Kolumne – Body & Health“.